Weder Fisch noch Fleisch

(dpa). Enttäuschung war bei Deutschlands Handballerinnen spürbar, als sie am Donnerstag in Skopje den Flieger in die Heimat statt zum EM-Finalwochenende nach Ljubljana bestiegen. Und auch für die Verantwortlichen des Deutschen Handball-Bundes (DHB) war der siebte Platz bei der Endrunde in Slowenien, Montenegro und Nordmazedonien weder Fisch noch Fleisch.
»Wenn man es positiv ausdrücken will, haben wir unsere Position unter den ersten Acht gefestigt. Wenn man negativ sein will, kann man sagen, es hat keinen Schritt nach vorne gegeben, was die Platzierung angeht«, sagte DHB-Präsident Andreas Michelmann vor der Abreise. Einmal mehr musste der Verband nach einem großen Turnier konstatieren, dass die internationale Spitze ein Stück weg ist. Und wieder wurde betont, irgendwann dort ankommen zu wollen. »Unser Anspruch ist es, in der Zukunft eine Mannschaft zu haben, die reif ist für das Halbfinale«, verkündete Michelmann.
Bundestrainer Markus Gaugisch (48), der das Amt im April übernommen hatte, soll für den Aufschwung sorgen. Immerhin warten die deutschen Handballerinnen seit 2007 auf eine Medaille bei einem Großereignis. Damals gab es WM-Bronze. Spätestens bei der WM 2025, die Deutschland gemeinsam mit den Niederlanden ausrichtet, soll das DHB-Team wieder reif für Edelmetall sein.
Dafür bedarf es einer deutlich größeren Breite in der Spitze sowie der Verbesserung der individuellen Qualität und Handlungsfähigkeit einzelner Spielerinnen. »Wir wollen gemeinsam mit den Vereinen an den entsprechenden Stellschrauben drehen, damit wir Stück für Stück besser werden«, sagt Gaugisch. Parallel dazu plant der Verband Verbesserungen bei der Ausbildung von Talenten. Spätestens zur Saison 2024/25 sollen vier Bundesleistungszentren in Dortmund, Hannover, Leipzig und Stuttgart ihre Arbeit aufnehmen und dann für permanenten Nachschub an Spitzenspielerinnen sorgen.
Derzeit ist die Decke zu dünn. Während Leistungsträgerinnen wie Emily Bölk, Alina Grijseels oder Xenia Smits die Erwartungen erfüllten, blieben etliche Spielerinnen unter ihren Möglichkeiten. Kamen die Niederlagen gegen Olympiasieger Frankreich und Co-Gastgeber Montenegro, die wie Titelverteidiger Norwegen und Dänemark das Halbfinale erreichten, nicht überraschend, tat die Pleite gegen Spanien zum Abschluss der Vorrunde richtig weh. Es gar aber auch viel Positives. »Wir haben konsequent und konzentriert gearbeitet und viele gute Sachen etabliert. Was wir hervorragend hinbekommen haben, ist die Entwicklung als Mannschaft«, lobte Gaugisch.