Weltcup-Sieg als großes Ziel

(sid). Die bewegten Bilder des Rennens, in dem sie sich sportlich unsterblich hätte machen können, schaut sich Lena Dürr »immer wieder mal an«. Es ist allerdings ein wenig schmerzhaft, das zu tun, denn: Dieses Video von Olympia in Peking dokumentiert ein kleines Drama. Als Führende war Dürr damals in den zweiten Lauf des Slaloms gestartet, der Vorsprung war groß, auch noch bei der letzten Zwischenzeit - am Ende fehlten sieben Hundertstel zu Bronze.
»Das war der Tag mit den brutalsten Emotionen in meinem Leben«, sagt Dürr, »so ein Hoch und so ein Tief innerhalb von drei Stunden ist mir sonst noch nicht passiert.« Wenn sie die Bilder von damals anschaut, dann sieht Lena Dürr am Ende Lena Dürr, wie sie da im Zielraum hockt, mit gesenktem Kopf, Tränen in den Augen. Platz vier. Eine wohl einmalige Chance: vertan. Später gab’s immerhin noch Silber mit der Mannschaft, aber der Slalom der hängt noch nach.
Sie sei »noch dabei«, diesen Tag zu verarbeiten, berichtet Dürr vor dem verspäteten Saisonstart der Skirennläuferinnen am Samstag und Sonntag im finnischen Levi. Und es werde auch noch »ein bisschen dauern« zu begreifen, was da war und vor allem: was hätte sein können. Mittlerweile aber, beteuert die 31-Jährige, »schaue ich da positiv zurück«. Der Tag sei »so krass« gewesen, es sei »einer der geilsten Tage, wenn nicht sogar der geilste« in ihrer Karriere gewesen.
Immerhin: Unverhofft hatte Dürr an diesem Tag zunächst die hochkarätige Konkurrenz düpiert, weshalb sie sich dann doch »tendenziell eher den ersten Lauf« des olympischen Rennens anschaut, wie sie lachend verrät. Der Plan für die kommende Saison ist damit offensichtlich: Was im ersten Lauf gelingt, möge doch auch im zweiten machbar sein. »Ich weiß, es ist möglich«, sagt Dürr, und möglich heißt: »Ein Weltcup-Sieg ist das große Ziel.«
Tatsächlich hat Dürr schon einmal im Weltcup gewonnen. Doch das war erstens schon 2011 und außerdem auch kein richtiger Slalom, sondern ein Parallel-Rennen auf einem Stahlgerüst in Moskau. Der Durchbruch gelang ihr somit erst vor genau einem Jahr - in Levi: In den beiden Slaloms am Polarkreis wurde sie jeweils Dritte.
Eine angenehme Überraschung, nachdem sie zuvor schon aus dem Kader des Verbandes geflogen war und sich deshalb eigenständig vorbereiten musste. Doch die Zweifel sind inzwischen gewichen.