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Zweimal gegen die Heimat

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Handball-Bundestrainer beschleicht ein komisches Gefühl - am Wochenende trifft er im Rahmen der WM-Vorbereitung gleich zweimal auf sein Heimatland Island. © IMAGO

Die Länderspiel-Premiere gegen sein Heimatland Island dient Bundestrainer Alfred Gislason als letzte Standortbestimmung vor der Handball-WM.

Vor dem wichtigen WM-Gradmesser wird es im Hause Gislason knifflig. »Meine Enkel haben alle Deutschland-Trikots mit ihren Namen drauf und sind alle sehr große Deutschland-Fans«, berichtet Bundestrainer Alfred Gislason, »schwierig wird es nur, wenn der Gegner Island heißt.« Dann muss sich die handballverrückte Familie des Isländers entscheiden.

Für welches Team das Herz des 63-Jährigen bei dessen Länderspiel-Premiere gegen seine Landsleute schlägt, ist offensichtlich. Bei den zwei Duellen binnen 24 Stunden am Samstag in Bremen (16.15 Uhr/ZDF) und Sonntag in Hannover (15.30 Uhr/zdf.de) will Gislason mit den deutschen Handballern letzte wertvolle Erkenntnisse vor dem Abflug nach Kattowitz sammeln.

»Es war wichtig, eine sehr gute Mannschaft als richtigen Härtetest zu bekommen. Für uns ist das ideal«, sagte Gislason. Es sei »viel besser, der Realität ins Gesicht zu schauen«, als gegen einen vermeintlich leichteren Gegner zu spielen: »Nach den beiden Spielen werden wir wissen, wo wir stehen.«

Die Vorfreude auf die Partien wuchs beim Blick auf den Ticketverkauf noch weiter. Erstmals seit Pandemiebeginn spielt die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) vor eigenem Publikum wieder vor vollen und ausverkauften Hallen. 8872 Karten setzte der Verband für das erste Duell in Bremen ab, die Partie in der niedersächsischen Landeshauptstadt werden sogar 10 043 Fans verfolgen.

Der Rahmen stimmt, nun soll die Leistung auf dem Feld die Hoffnung auf die erste deutsche Medaille seit dem EM-Coup 2016 nähren. Gislason schwärmte nach den ersten Tagen der WM-Vorbereitung in Hannover von einer »extrem guten Stimmung« in seiner Mannschaft: »Für viele gehören wir nicht zu den Favoriten, aber ich glaube schon, dass wir große Qualität haben.«

Bei den jüngsten Länderspielen im Oktober gegen Europameister Schweden und den Olympia-Dritten Spanien hatte die DHB-Auswahl noch Licht und Schatten gezeigt. Im WM-Countdown geht es nun um Konstanz - und um Sicherheit. Bis zum Vorrundenauftakt in der Gruppe E gegen Asienmeister Katar am 13. Januar ist der Innenblock die wohl größte Baustelle. Kapitän Johannes Golla ist gesetzt, neben ihm gibt es mehrere Möglichkeiten: Shootingstar Julian Köster gilt als die naheliegendste Option, Tim Zechel und Simon Ernst sind weitere Alternativen. »Wir müssen unsere Absprachen verbessern und die Spiele nutzen, um die gleiche Sprache zu sprechen«, forderte Anführer Golla im SID-Gespräch mit Blick auf die Island-Spiele.

Gislason hält seine »Isis« für ein perfektes Vorbild. »Island ist in der Entwicklung zwei Jahre weiter als wir«, sagte der DHB-Coach und wird nicht müde zu erwähnen, dass sein Heimatland bei der Weltmeisterschaft in Polen und Schweden (11. bis 29. Januar) für ihn ein Geheimfavorit auf eine Medaille sei.

»Ich habe das zuletzt auch in Island gesagt. Mein Trainerkollege fand das nicht so lustig, aber es ist die Realität«, berichtete Gislason lachend. Ihn erwartet beim ersten Aufeinandertreffen mit Island seit seinem Amtsantritt 2020 ein nicht absehbares Gefühlschaos: »Natürlich ist das etwas Besonders, es wird ein eigenartiges Gefühl werden.« Was die Sympathien seiner Enkel am Wochenende angeht, ist sich Gislason aber sicher. »Am Ende«, sagte er, »werden sie eher zu Opa stehen«.

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