Zwischen Freude und Frust
(dpa). Nils Dunkel war in Feierlaune, Lukas Dauser hingegen frustriert: Während der Erfurter den deutschen Turnern am Sonntag mit Überraschungs-Bronze am Pauschenpferd einen glänzenden Abgang von den Heim-Europameisterschaften verschaffte, verpasste der als Titel-Anwärter gehandelte Olympia-Zweite am Barren einen Spitzenplatz. Einen Tag nach dem Verletzungspech im medaillenlosen Team-Mehrkampf wurde Dunkel in München mit 14,633 Punkten Dritter hinter Harutyun Merdinyan (Armenien) und Loran de Munck (Niederlande).
Dauser hingegen, der nach 15,533 Punkten im Team-Mehrkampf berechtigte Medaillenhoffnungen hatte, kam im Barren-Finale mit einem Bein auf dem Holm und musste unfreiwillig vom Gerät. 13,633 Punkte bedeuteten Rang acht. Dabei sahen sich der 29-Jährige und Bundestrainer Valeri Belenki als Opfer der Kampfrichter, die den Countdown für den Beginn der Übung zu schnell gestartet hatten. »Ich war noch beim Präparieren, hatte die Breite noch nicht getestet. Es war zu schnell, um meine Übung nochmal mental durchzugehen«, sagte Dauser und gab zu: »Ich bin super enttäuscht. Ich hätte dem Publikum gern eine andere Übung gezeigt.«
Ungeachtet der finalen Enttäuschung hat der Deutsche Turner-Bund (DTB) mit EM-Bronze für Dunkel und im Mehrkampf der Frauen-Riege sowie den unerwarteten Titelgewinnen von Emma Malewski (Chemnitz) am Schwebebalken und Elisabeth Seitz (Stuttgart) am Stufenbarren die European Championships zur Werbung in eigener Sache genutzt. »Aus deutscher Sicht waren wir sportliche extrem erfolgreich. Damit hat niemand gerechnet, dass wir eine Teammedaille bei den Frauen erreichen, zwei Goldmedaillen bei den Frauen - die Bronzemedaille das Ganze nochmal ergänzt und versüßt«, sagte DTB-Präsident Alfons Hölzl.
Am Vortag hatte ein Deja-vu-Erlebnis die Männer-Riege eine Topplatzierung im Team gekostet. Glenn Trebing aus Hannover erlitt wie 2016 »Hero de Janeiro« Andreas Toba bei den Olympischen Spielen am Boden eine Knieverletzung, turnte aber wie damals sein Clubkollege danach noch am Pauschenpferd. Durch das Verletzungspech reichte es für Toba, Trebing, Dauser, Dunkel und Lukas Kochan (Cottbus) mit 241,359 Punkten nur zum siebten Rang. Europameister wurde Großbritannien.