Zwischen Freude und Sorge

Bangen um Franz Wagner, Selbstkritik nach dem mühevollen Viertelfinal-Einzug - und ein Appell an die Fans: Die deutschen Basketballer müssen sich auf ihrer Medaillen- Mission steigern.
Als die Ärzte den lädierten Fuß von Franz Wagner eifrig pflegten, schnauften Kapitän Dennis Schröder und der Rest der deutschen Basketballer kräftig durch. Nach dem mühevollen Einzug ins EM-Viertelfinale strich Bundestrainer Gordon Herbert das für Sonntag angesetzte Abendtraining. Die Devise lautete: Kraft tanken für das nächste »Do-or-Die«-Spiel, für das Shootingstar Wagner auszufallen droht.
Selbst Herbert, so sagte er am Sonntagnachmittag, könne im Bezug auf Wagner »heute keine Antwort geben. Wir werden morgen schlauer sein. Es ist ein verstauchter Knöchel. Über die Schwere kann ich noch nichts sagen.« Wie der Deutsche Basketball Bund (DBB) zuvor mitgeteilt hatte, habe sich der 21-Jährige nach dem 85:79 (48:24)-Sieg im Achtelfinale gegen Montenegro ins Berliner Unfallkrankenhaus begeben.
Dort habe er sich »einer ausführlichen bildgebenden Diagnostik« unterzogen und werde nun von den Medizinern des DBB weiter behandelt. Der weitere Verlauf bleibe abzuwarten. Im dritten Viertel des Montenegro-Spiels war Wagner, der bis dahin 14 Punkte erzielt hatte, nach einem Wurf unglücklich auf dem Fuß von Gegenspieler Igor Drobnjak gelandet und nicht wieder auf das Parkett zurückgekehrt.
Herbert hatte unmittelbar nach der Partie bei MagentaSport von einer »ziemlich üblen Verstauchung« gesprochen. »Ich hoffe mal, dass es nicht so schlimm ist«, sagte Mitspieler Andreas Obst, schließlich brauchen die Deutschen den NBA-Profi der Orlando Magic am Dienstag (20.30 Uhr/MagentaSport), wenn der Gegner in der Runde der letzten Acht Griechenland um Superstar Giannis Antetokounmpo oder Tschechien heißt, die am späten Sonntagabend aufeinandertrafen.
Entsprechend verärgert war auch Schröder, mit 22 Punkten deutscher Topscorer, nach der Partie. »In der NBA ist es jedes Mal unsportliches Foul, wenn man jemanden nicht landen lässt«, sagte der Spielmacher zur Aktion Drobnjaks. Ähnlich äußerte sich Herbert, der nun auf dem Flügel umdenken muss, sollte Wagner fehlen.
Lo wünscht sich mehr Unterstützung
Doch auch ohne Wagner würde sich kaum etwas an der Marschrichtung für das Viertelfinale ändern, der Traum von der dritten EM-Medaille nach Gold 1993 und Silber 2005 soll dann nicht enden. »Das ist das, was wir erwartet haben. Und wir erwarten noch mehr«, sagte Herbert zum Weiterkommen. Der Bundestrainer erkannte jedoch auch, dass für Edelmetall eine Steigerung her muss.
Nach einer dominanten ersten Halbzeit gegen Montenegro brachen die Deutschen in der zweiten Hälfte ein und ließen einen Vorsprung von 27 (!) Punkten auf zwischenzeitlich drei Zähler zusammenschmelzen. Die DBB-Auswahl kam mit der Zonenverteidigung des Gegners überhaupt nicht klar und löste das Viertelfinal-Ticket unnötig mühsam. Auch Schröder gab zu, sein Team habe »echt nicht diszipliniert« gespielt. Maodo Lo forderte, man dürfe »keine Phasen haben, wo man nicht alles gibt oder den Rhythmus verliert«.
Auch neben dem Parkett fehlte noch einiges für ein Basketball-Fest, wie es in Köln bei allen fünf Vorrundenspielen abgebrannt wurde. »Nur« 12 938 Zuschauer von 14 500 zugelassenen Fans waren am Samstag in die Arena gekommen - auch die Stimmung war merklich gedämpft. »Nächstes Spiel ein bisschen mehr Fans wäre cool - beziehungsweise, wenn die Halle komplett voll wäre«, sagte Lo: »Ich appelliere an Berlin als Berliner: Zeigt, woraus wir geschnitzt sind und unterstützt uns, damit wir auch im Viertelfinale eine gute Chance haben.«
Statistik / Punkte Deutschland: Schröder (vereinslos) 22, Lo (Berlin) 14, Wagner (Orlando) 14, Obst (München) 9, Theis (Indiana) 9, Thiemann (Berlin) 9, Wohlfarth-Bottermann (Hamburg) 4, Giffey (vereinslos) 2, Voigtmann (ZSKA Moskau) 2. - Montenegro: Perry 25, Dubljevic 22, Simonovic 13, Mihailovic 12, Drobnjak 5, Radoncic 2.
