Zwischen Stolz und Frust

Dortmund und Leipzig schnuppern in der Champions League lange an Überraschungen bei europäischen Fußball-Schwergewichten. Trotz der späten Pleiten sehen sie viel Positives. Ex-BVB-Star Erling Haaland erzielt ein phänomenales Tor.
Auf dem Rückflug ins deutsche Schmuddelwetter schwankte die Stimmung zwischen tiefer Enttäuschung und leichtem Stolz. So nah brachten Borussia Dortmund und RB Leipzig ihre klar favorisierten Kontrahenten in der Champions League an den Rand einer Niederlage - und standen nach Einbruch in der Schlussphase doch mit leeren Händen da. Insbesondere beim BVB loderte nach dem lange brillanten und dann doch niederschmetternden 1:2 (0:0) bei Manchester City die Wut.
»Wir hatten sie! Wir hatten City. Genau dort, wo wir sie haben wollten«, haderte Mats Hummels. Das lustvolle Stecken von Stöckchen ins Räderwerk des gar nicht übermächtigen englischen Meisters war am Ende wertlos. Bei der Rückkehr des Revierderbys gegen Schalke 04 soll am Samstag eine Reaktion her. »Das ist ein wahnsinnig wichtiges Spiel. Wir wollen diesen Sieg«, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. Am Mittwoch versetzte ausgerechnet Erling Haalands phänomenaler Treffer per Karate-Kick den Westfalen den Knock-out. Das norwegische Tor-Phänomen ist einer, der selbst einer missglückten Flanke völlig wild hinterherfliegt und dann noch mit der ganz hohen Hacke trifft. Ein »erlingtastisches« Tor, wie die norwegische Zeitung »VG« schrieb.
Hummels nach dem Abpfiff aufgebracht von Passivität, ohne Namen zu nennen: Marco Reus und Emre Can hatten in entscheidenden Momenten ihre Gegner nicht angelaufen. »Wir waren müde, aber daran lag es nicht«, kritisierte Hummels, »sondern daran, dass wir zwei freie Bälle zugelassen haben, anstatt bis zur 95. Minute über die Grenze zu gehen.«
Es bleibt die Hoffnung auf Revanche im Rückspiel - wie auch für Leipzig. Punkte im Gepäck hatte der DFB-Pokalsieger bei der Rückreise vom Gastspiel beim Champions-League-Titelverteidiger Real Madrid keine - dennoch reisten die Sachsen mit gestärktem Selbstvertrauen zurück in die Heimat. Das unglückliche 0:2 (0:0) bei den Königlichen war die Bestätigung des unter Rose eingeleiteten Aufwärtstrends.
RB verkaufte sich im Estadio Santiago Bernabeu teuer und stellte das Starensemble des spanischen Meisters vor Probleme. Reals Trainer-Ikone Carlo Ancelotti zollte nach dem Abpfiff den RB-Profis einzeln per Handschlag seinen Respekt. Die spanische Presse würdigte Leipzig ebenfalls. »Real war am Rande der Blamage. Die Deutschen waren eine ständige Bedrohung«, schrieb »AS«. Und auch Rose fand wenig Anlass zur Kritik: »Ich glaube, dass das auch für Real kein Spaß war. Sie mussten viel investieren, um dieses Spiel zu gewinnen.«
Zweifellos sei das Ergebnis enttäuschend. Die Leistung aber, so Rose, »war sehr ansprechend.« Trotz des Fehlstarts mit null Punkten aus zwei Spielen ist der Glaube ans Überwintern im Europapokal weiter groß. Unter Rose hat sich Leipzig innerhalb von nur einer Woche stark verbessert.