Produktionsprobleme: Im Eisenacher Opel-Werk kracht es
Opel hat bei der Produktion des SUV Grandland in Eisenach große Probleme und liegt weiter hinter Plan. Das führt zu einem Konflikt zwischen Betriebsrat und Management.
Von Ralf Heidenreich
Leiter Redaktion Wirtschaft
Seit Ende August läuft im Eisenacher Opel-Werk der SUV Grandland vom Band – auf zum Teil veralteten Anlagen.
(Foto: dpa)
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EISENACH - Als Opel Ende August die Produktion des SUV Grandland X in Eisenach startete, war das nicht nur für den Standort ein wichtiger Tag. „Das erste deutsche Opel-Werk wird umgestellt auf die Zukunft“, sagte Opel-Chef Michael Lochscheller. Und das im Eiltempo. In rund zehn Wochen wurde auf das neue Modell gewechselt, das in Eisenach den Bestseller Corsa ablöst.
Fertigung liegt bereits 8600 Fahrzeuge unter Plan
Doch dem eiligen Sprung in die Zukunft folgte eine harte Landung. Seit Wochen gebe es im Werk „keine Stabilität in den Produktionsprozessen“, heißt es in einer internen Mitarbeiterinfo des Eisenacher Betriebsrats, in der dem Management „Fehlplanung“ vorgeworfen wird. Die Probleme summieren sich. War Anfang Oktober in Medienberichten noch von 4000 Einheiten unter Plan die Rede, sind es der Mitarbeiterinfo jetzt bereits 8600. Zum Vergleich: Bis September wurden in Deutschland knapp 15 200 Grandland neu zugelassen.
„Es zeigt sich, dass der Rohbau (die Fertigung der Karosserie, die Red.) bis heute nicht in der Lage ist, 30 Karossen in der Stunde zu produzieren“, heißt es in dem Schreiben. Zudem müssten alle gefertigten Rohbaukarossen „nachgearbeitet werden“, hinke die Anlagenverfügbarkeit der Planung weit hinterher. Die Eisenacher Probleme treffen ausgerechnet ein Modell, das sich im allgemein wachsenden SUV-Segment zu einem Flaggschiff entwickelt hat und über eine laut Schreiben „erfreulich große Nachfrage“ verfügt. Den Insignia hat der Grandland bei den Verkaufszahlen bereits überholt.
PSA WÄCHST
Ungeachtet eines Absatzrückgangs hat die Opel-Mutter PSA ihren Umsatz im dritten Quartal um ein Prozent auf 15,6 Milliarden Euro gesteigert. Hintergrund war die gute Nachfrage nach höherpreisigen SUVs. Angaben zum Gewinn machte der Autobauer, zu dem auch Peugeot, Citroën und DS gehören, nicht.
Die Probleme haben nun zu einem offenen Konflikt zwischen Management und Arbeitnehmervertretung geführt. In einer Managerrunde sei der Belegschaft eine „Teilschuld an der Misere“ zugeschrieben worden, heißt es in dem Schreiben. Das weist der Betriebsrat in der Info „entschieden zurück“. Wer so etwas sage, „der macht den Täter zum Opfer“ und „die Opfer der Fehlplanung zum Täter“.
Hintergrund der Probleme ist nach Informationen dieser Zeitung die generelle Strategie der Opel-Mutter PSA, vorhandene Produktionsanlagen bei einem Modellwechsel weiter zu verwenden, um Kosten zu sparen. Diese Strategie sei in Eisenach übertrieben worden, heißt es in Opel-Kreisen. Demnach seien in Eisenach rund 100 Millionen Euro investiert worden, was für einen Modellwechsel bei Weitem nicht ausreiche. Die Anlagen seien zum Teil völlig veraltet und dem komplexen Fertigungsprozess beim Grandland nicht gewachsen. Zudem sei in Eisenach gerade mit Blick auf eine solch schwierige Umstellung zu viel Personal abgebaut worden, sodass nun Leiharbeiter eingesetzt werden und Mitarbeiter aus anderen Opel-Werken aushelfen müssten, heißt es weiter. Aus Rüsselsheim etwa eine hohe zweistellige Zahl. Im Zuge der Umstrukturierung verließen etwa 400 Arbeitnehmer mit Abfindungen oder Altersteilzeit die Fabrik.
„Es gibt keine Schwierigkeiten bei der Produktion des Grandland X, um die Erwartungen unserer Kunden zu erfüllen. Die Group PSA hat umfassend in das Werk Eisenach investiert“, erklärt ein Opel-Sprecher und verweist darauf, dass das Modell „entsprechend der angekündigten Pläne“ derzeit noch an einem weiteren Standort gefertigt werde: im französischen PSA-Werk Sochaux. Es wird aber damit gerechnet, dass Anfang 2020 die Produktion in Sochaux ausläuft.
Im nächsten Jahr müsse daher „die dritte Schicht in Eisenach wieder eingeführt werden, um stabil die Kundennachfrage bedienen zu können“, so der Betriebsrat in der Info. Überdies müsse mehr in den Rohbau investiert werden, um die Planzahlen zu erreichen, und es müsse mehr Personal an Bord sein. Würden diese Punkte nicht erfüllt, „wird das Werk keine Chance haben“ im Wettbewerb mit anderen Fabriken zu bestehen. Und passiere hier nichts, „ist unser Protest vorprogrammiert.“